Zukunftsbildung im Dialog: Rückblick auf den Vortrag von Roger Spindler bei O.K. Kids/Erasmus Offenbach
- Kerstin Herzog

- 3. Dez.
- 3 Min. Lesezeit
Mein Kollege Daniel Stöckel, Geschäftsführer der arago Consulting, ist nicht nur im Bereich der Erwachsenenbildung engagiert, sondern bringt sich seit einiger Zeit auch im Vorstand von O.K. Kids e.V., dem Elternverein der Erasmus Offenbach, ein – eine Verbindung, die durch seine eigenen Kinder entstanden ist. Wie Sie bereits in unserem November-Newsletter lesen konnten, hatte er im Sommer die Gelegenheit, einen Vortrag von Roger Spindler in der Schweiz zu hören, der ihn nachhaltig beeindruckte. Aus diesem Impuls heraus entstand die Idee, Herrn Spindler am 19. November zur O.K. Kids Academy nach Offenbach einzuladen und so die Diskussion um Künstliche Intelligenz und Bildung auch hier vor Ort anzuregen.

Daniel Stöckel ist nicht nur im Bereich der Erwachsenenbildung engagiert, sondern
bringt sich seit einiger Zeit auch im Vorstand von O.K. Kids e.V. ein. Bild: © Daniel Stöckel
KI und Bildung: Chancen, Risiken und die Suche nach dem Warum.
In seinem Vortrag machte Roger Spindler, Direktor der Schule für Gestaltung Bern und Biel und Sprecher des zukunftsInstitut Frankfurt deutlich, dass KI längst zum allgegenwärtigen Werkzeug geworden ist – im Arbeitsleben, in der Schule, im Alltag. Doch Spindler warnte davor, KI als Ersatz für Bildung zu betrachten: Sie liefert Informationen, aber nicht das Verständnis für Zusammenhänge. Die zentrale Aufgabe von Schule und Elternhaus sei es, Kindern das kritische Denken zu vermitteln, sie zu begleiten und zu ermutigen, Fragen zu stellen und Dinge zu hinterfragen.

In seinem Vortrag machte Roger Spindler, Direktor der Schule für Gestaltung Bern und Biel und Sprecher des
ZukunftsInstitut Frankfurt deutlich, dass KI längst zum allgegenwärtigen Werkzeug geworden ist. Bild: © Daniel Stöckel
Jugend zwischen Zukunftsangst und Sehnsucht nach der Vergangenheit.«
Ein bemerkenswerter Aspekt des Vortrags war die Beobachtung, dass viele Jugendliche heute lieber in der Vergangenheit als in der Zukunft leben würden. Spindler sprach von einer „Decade of Peak“: Peak Globalization, Peak Cars, Peak Oil, Peak Food, Peak Everything. Viele junge Menschen haben das Gefühl, dass die großen Wachstums- und Fortschrittserzählungen der Vergangenheit an ihre Grenzen stoßen. Die Antwort auf diese Herausforderungen kann aus seiner Sicht nicht „Mehr“ lauten, sondern „Besser“. Es gehe darum, Qualität, Nachhaltigkeit und Sinn in den Mittelpunkt zu stellen – nicht bloß Wachstum und Quantität.
Bildung neu denken: Von Fächern zu Lernlandschaften.
Spindler stellte die provokante Frage, wie Schule aussehen würde, wenn wir sie heute völlig neu denken könnten. Seine Antwort: Wir würden vermutlich nicht auf die Idee kommen, Wissen strikt in Fächer zu trennen, den Unterricht in 45-Minuten-Rhythmen zu organisieren oder Lernende in festen Klassenstrukturen zu isolieren. Stattdessen plädiert er für einen Paradigmenwechsel: Weg vom reinen Wissenskanon, hin zu Kompetenzen, Kreativität und Entdeckergeist. Schule sollte Lernlandschaften schaffen, in denen Neugier und Kreativität gefördert werden – nicht durch Noten und Hausaufgaben, sondern durch gemeinsames Entdecken, Erleben und Gestalten. Die Aufgabe der Pädagogik sei es, Kinder und Jugendliche zu bilden, nicht nur zu belehren.
Kritisches Denken und Wertevermittlung als Kernaufgabe.
Im Zentrum des Vortrags stand die Forderung, Kinder und Jugendliche zu kritischen Geistern zu erziehen. Spindler betonte, dass es nicht darum gehe, KI grundsätzlich zu verteufeln, sondern sie als Werkzeug bewusst und reflektiert einzusetzen. Lehrer*innen und Eltern sind gefordert, Kinder zu begleiten, sie zu unterstützen und ihnen Orientierung zu geben. Die Fähigkeit, Fehler zu erkennen, zu hinterfragen und nicht die erstbeste Antwort zu akzeptieren, bleibt eine zutiefst menschliche Kompetenz.

Bild: © Daniel Stöckel
Zukunft der Arbeit und Bildung: Kompetenzen statt Faktenwissen.
Auch die Arbeitswelt wird sich durch KI grundlegend verändern. Spindler sieht die wichtigste Aufgabe der Bildung darin, junge Menschen auf eine Zukunft vorzubereiten, in der Kreativität, soziale Kompetenzen und lebenslanges Lernen entscheidend sind. Die Fähigkeit, sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden, Zusammenhänge zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen, kann keine KI ersetzen.
Fazit und Ausblick
Der Vortrag von Roger Spindler hat eindrucksvoll gezeigt: Die Zukunft der Bildung liegt nicht in der reinen Wissensvermittlung, sondern im gemeinsamen Lernen, im Dialog und im kritischen Hinterfragen. KI kann dabei ein wertvolles Werkzeug sein – aber sie bleibt Werkzeug. Die Verantwortung, Bildung zu gestalten, liegt weiterhin bei uns Menschen. Für O.K. Kids, Erasmus Offenbach und auch unsere arago Consulting ist dies Ansporn und Auftrag zugleich, Bildung als gemeinschaftliche Aufgabe und als Schlüssel für eine bessere Zukunft zu verstehen.



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