Videoproduktion mit KI – Ein Blick auf die neuesten Tools von der LEARNTEC 2025
- Ole Mahler
- 2. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Wie schon in den vergangenen Jahren haben wir uns auch 2025 die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf der LEARNTEC die neuesten Tools und Trends des digitalen Lernens hautnah zu erleben.
Über 13.000 Fachbesuchende, rund 350 Aussteller:innen und ein dichtes Kongressprogramm zeigten, wo wir in Sachen Lernen stehen – und wohin die Reise geht.
Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt der Vortrag von Christian Steiner, Gründer von Senselab.io, der sich auf den Einsatz von KI im Unternehmenskontext spezialisiert hat. In seiner Session stellte er eine Auswahl aktueller KI-Tools vor, die für die Videoproduktion im E-Learning und in der internen Unternehmenskommunikation eingesetzt werden können – mit vielen praxisnahen Tipps, aber auch kritischen Anmerkungen.
Im Zentrum des Vortrags stand die Frage, wie KI heute dabei unterstützen kann, Videos effizienter und multimedialer zu gestalten. Ein erstes vorgestelltes Tool in diesem Zusammenhang ist Heygen.com. Die Plattform ermöglicht es, per Texteingabe ein Video mit einem KI-generierten Avatar zu erstellen. Besonders interessant ist die breite Sprachauswahl – über 170 Sprachen stehen zur Verfügung, was Heygen für international agierende Unternehmen attraktiv macht. Doch trotz aller technischen Faszination bleibt ein Problem bestehen: Die künstlichen Menschen wirken oft leblos. Emotionen wie Begeisterung, Mitgefühl oder Nachdruck fehlen weitgehend – ein klarer Nachteil im Bereich Lernkommunikation, in der emotionale Ansprache eine große Rolle spielt. Der Tipp aus dem Vortrag: Eigene Videos mit deutlich überzeichneter Mimik und Gestik aufnehmen und anschließend in die Plattform hochladen, um ein authentischeres Ergebnis zu erzielen. Preislich startet Heygen bei rund 24 US-Dollar im Monat bei jährlicher Abrechnung.

Christian Steiner in der AI-Corner. Das Interesse an den AI-Themen war so groß, dass es sich aus unserer Sicht empfiehlt, diesen Themen bei der LEARNTEC mehr Platz zu bieten, auch räumlich. Bild: © arago Consulting
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Synthesia.io, einem weiteren bekannten Anbieter für KI-generierte Avatarvideos. Auch hier lassen sich Texte in gesprochene Videoinhalte verwandeln – schnell, mehrsprachig und mit zahlreichen Vorlagen. Doch wie bei Heygen bleibt die emotionale Ausdruckskraft der Avatare hinter dem menschlichen Original zurück. Auch Synthesia empfiehlt den Einsatz eigener Videos, insbesondere wenn ein natürlicherer Ausdruck gefragt ist. Laut Marktübersicht liegen die jährlichen Kosten für Unternehmen im Durchschnitt bei über 7.000 US-Dollar, je nach Nutzungsintensität.
Ein weiteres Highlight des Vortrags war Elevenlabs.io, ein Tool zur Umwandlung von Text in Sprache mit beeindruckend realistischer Stimmqualität. Besonders spannend ist die Möglichkeit, Stimmen in Echtzeit zu verändern – mit dem sogenannten Voice Changer lässt sich die eigene Stimme beispielsweise in eine andere Sprache oder in eine ganz andere Stimmfarbe übertragen. Das ist insbesondere für internationale Teams interessant, die einheitlich klingenden Content produzieren möchten. Der kostenlose Tarif erlaubt aktuell bis zu 10.000 Zeichen pro Monat, was etwa 10 Minuten Audiomaterial entspricht. Für die Nutzung des Voice Changers werden zusätzlich Credits benötigt – derzeit etwa 1.000 Credits pro Minute Audio.
Für die reine Videogenerierung wurde im Vortrag RunwayML.com empfohlen – ein Tool, das besonders durch seine kreative Ausrichtung auffällt. Mit der Funktion »Generate Video« lassen sich einfache Videosequenzen aus Textbeschreibungen erzeugen – ein beeindruckender Schritt in Richtung automatisierte Content-Produktion. Noch interessanter ist allerdings die sogenannte »Act-One«-Funktion. Sie erlaubt es, ein eigenes Video hochzuladen und daraus einen realistischen Avatar zu erstellen. Dieser kann später – ähnlich wie bei einem Motion-Capture-Verfahren – mit neuen Inhalten bespielt werden. So entsteht ein digitaler Zwilling, der z. B. wiederverwendet werden kann, ohne jedes Mal ein neues Video aufnehmen zu müssen.
Kreativ wurde es auch mit Suno.com, einer Plattform zur KI-gestützten Musikproduktion. Hier lassen sich innerhalb weniger Sekunden individuelle Songs erzeugen – ob zur Untermalung eines Lernvideos oder als Jingle für eine Kampagne. Im kostenlosen Tarif sind bis zu 10 Songs pro Tag enthalten, was für viele Projekte ausreichend ist. Wer mehr möchte, kann auf ein Abo-Modell ab 8 US-Dollar pro Monat wechseln. Für Nicht-Musiker bietet Suno damit eine niedrigschwellige Möglichkeit, ansprechende und überraschend gut klingende Soundtracks zu erstellen.
Ein eher kritisches Fazit zog Christian Steiner bei der Plattform Invideo.io. Zwar verspricht die Lösung, alle Schritte der Videoproduktion – vom Skript über die Bildauswahl bis hin zur Vertonung – unter einer benutzerfreundlichen Oberfläche zu vereinen. Doch die Realität sieht anders aus: Nutzer berichteten von technischen Problemen und umständlichen Prozessen. Hinzu kommt ein vergleichsweise hoher Preis von rund 120 Euro pro Monat. Aus Sicht des Referenten ist Invideo daher (zumindest aktuell) keine Empfehlung wert.

Im KI-Universum erscheint eine Unmenge an neuen Lösungen. Es ist daher fast unmöglich, Schritt zu halten. Wir dürfen daher gespannt sein, welche Lösungen und Plattformen sich langfristig durchsetzen. Bild: © arago Consulting
Abgerundet wurde die Tool-Vorstellung durch einen Hinweis auf Sora, die Video-KI von OpenAI – besser bekannt durch ChatGPT. Mit Sora lassen sich kurze Videoclips (aktuell bis 20 Sekunden) allein auf Basis von Textvorgaben erstellen. Zwar befindet sich Sora noch in der Testphase und ist in Europa derzeit nicht offiziell verfügbar, doch die Entwicklung ist vielversprechend. Für Nutzer von ChatGPT Plus (20 US-Dollar pro Monat) wird Sora künftig eine interessante Ergänzung sein, insbesondere wenn es um kreative Impulse oder visuelle Skizzen geht.
DIE WELT DER KI-GESTÜTZTEN VIDEOPRODUKTION ENTWICKELT SICH RASANT.
Zusammengefasst zeigte der Vortrag von Christian Steiner: Die Welt der KI-gestützten Videoproduktion entwickelt sich rasant. Zwar sind die Ergebnisse heute noch nicht perfekt – vor allem, wenn es um Emotionen und Natürlichkeit geht. Doch mit etwas Kreativität und dem geschickten Zusammenspiel mehrerer Tools lassen sich bereits heute professionelle, multilinguale Inhalte erzeugen. Wer sich frühzeitig mit diesen Möglichkeiten auseinandersetzt, kann sich einen klaren Vorteil in der digitalen Lernwelt sichern.
Christian Steiner und sein Unternehmen Senselab.io begleiten Firmen auf diesem Weg – durch Beratung, Schulungen und den Aufbau passender KI-Welten für die unternehmenseigene Lern- und Kommunikationsstrategie.
Unser Fazit zur Messe: Wer sich ernsthaft mit der Zukunft des Lernens beschäftigt, kommt an der LEARNTEC nicht vorbei – als Trendbarometer, als Ideengeberin, aber auch als Ort der kritischen Auseinandersetzung.
Wir sind gespannt, wie es weitergeht – und freuen uns bereits jetzt auf den Besuch der LEARNTEC 2026.
Weitere Impressionen der LEARNTEC 2025

Das Ende der klassischen Online-Schulung! Der Titel war gut gewählt, die Reihen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Torsten Sonnenschein, Gründer und Geschäftsführer der Webinar-Plattform edudip, ging darauf ein, was ein gutes Webinar ausmacht: Visualisierung, Interaktion und Moderation. Für 2025 prognostiziert er, dass das klassische Format ausgestorben sein wird. Die reine Inhaltsvermittlung übernimmt eine KI, und zwar im 1:1-Format (Lerner zu Lehrer). Der Mensch erfindet sich neu und wird vom Presenter/Erklärmaschine zum Lerncoach/Architekten. Bild: © arago Consulting

Die spontanen Begegnungen sind die schönsten. Ein wohlbekanntes Gesicht, Torsten Klanitz von der REFA AG aus Darmstadt (links im Bild), kreuzte unseren Weg. Die REFA bietet mit ihrer über 100-jährigen Geschichte Seminare und Ausbildungen in den Bereichen Analyse, Gestaltung und Optimierung von Betriebsorganisationen an. Bild: © arago Consulting

Aus dem idyllischen Hasselfelde, einem Ortsteil der Stadt Oberharz am Brocken, angereist war Martin Binieck (links im Bild) mit seinem Team. Bei ANTRAGO seminar handelt es sich um die vermutlich leistungsstärkste Seminarmanagement-Software am deutschen Markt. Auf der LEARNTEC stellten sie ihr neues Produkt ANTRAGO smart vor. Mehr dazu erfahren Sie auch in unserem ausführlichen Interview unter https://tinyurl.com/ANTRAGOsmart. Bild: © arago Consulting

Erstmals mit eigenem Stand auf der LEARNTEC vertreten war Michael Rische (Bildmitte) mit
seinem Unternehmen LearnDynamcis. LearnDynamics hat sich auf die Erstellung von digitalen
Lerninhalten spezialisiert. Ein ausführliches Interview mit Michael findet sich unter
https://tinyurl.com/LearnDynamics. Bild: © arago Consulting
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