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  • AutorenbildKatrin Groß

Arbeiten auf Knopfdruck – wird ChatGPT mein neuer Lieblingskollege?

Gegen Ende eines jeden Monats setzt sich das Redaktionsteam der arago Consulting zusammen. Wir schauen uns die Vorabversion des kommenden Newsletters an und stimmen Themen für die übernächste Ausgabe ab. Die Ideenfindung für interessante Themen erfolgt dabei immer rasch. Doch dann geht es an das Verfassen eines Artikels und das nimmt ganz schön viel Zeit in Anspruch. Da wäre die Vorstellung schon verlockend, einem System ein paar Stichwörter zuzurufen und sich dann einen fertigen Text erstellen zu lassen. Das Ganze dann noch gefällig im Stil und gut ist. Genau hier ist eine Lösung in Sicht: ChatGPT! Sagt Ihnen nichts? Das ist das neue heiße Ding, die neue Software, die unser Leben ähnlich revolutionieren soll, wie die Einführung des Internets. Google hat Alarmstufe Rot ausgerufen, als OpenAI, das Unternehmen, das hinter ChatGPT steckt, das Produkt Ende letzten Jahres für alle zugänglich gemacht hat. Noch können Sie sich kostenlos anmelden und munter drauflos chatten. Unterhalten Sie sich mit dem Programm, mit der künstlichen Intelligenz, kurz KI. Zukünftig werde ich die Hand heben, wann immer es etwas zu schreiben gibt, schließe meine Bürotür, lege die Füße hoch und lasse den Computer mal machen. Denn sollte das Ganze wirklich einmal fehlerfrei funktionieren, werden wir wohl nicht länger Suchanfragen über Google in das World Wide Web senden. Wir werden den Chatbot befragen. Und wenn uns danach sein sollte, können wir diesen auch bitten, die Antwort in Reimform zu präsentieren, im Stil von Goethe oder im Gangster-Rap.


Interessant: Direkt nach der Branche Technologie finden OpenAI-Produkte im Bereich der Bildung ihre Anwender.

Bildquelle: https://de.statista.com/infografik/29240/zahl-der-unternehmen-und-organisationen-die-openai-produkte-nutzen/



ChatGPT – das GPT steht für Generative Pretrained Transformer – bezieht sein Wissen aus einem Lernalgorithmus und Unmengen von Texten und Quellen. Diese sind zurzeit noch auf dem Stand von Ende 2021. Also fragen Sie noch nicht nach dem aktuellen Fußballweltmeister. Auch von dem Krieg in der Ukraine weiß die Software noch nichts. Dennoch kann man das Programm mit der Frage konfrontieren: »War es ein Fehler, dass Putin die Ukraine angegriffen hat?« Die Antworten auf solche offenen Fragen werden meist nach demselben Muster gegeben. Ein eher vager formulierter Einleitungssatz, etwa »Das hängt von verschiedenen Faktoren ab«. Eine Bewertung fällt die KI nicht, sie beschränkt sich auf ein einerseits – andererseits. Sie extrahiert aus dem ihr zur Verfügung stehenden allgemeinen Wissensstand das für die Antwort Wesentliche heraus. Sie beruft sich also auf das, was sie als Mainstream zu erkennen glaubt. Welche Quelle genau herangezogen wird, verrät sie dabei nicht. Das Programm soll sogar so weit gehen, dass neben Falschmeldungen auch kurzerhand Quellen erfunden werden. Bedingungsloses Vertrauen dürfen wir dem Chat GPT noch nicht schenken. Je präziser die Fragestellung ist, desto konkreter wird auch die Antwort. Wir können also nachhaken und uns Argumente pro und contra aufzeigen lassen. Wie gesagt, aktuell sind die Quellen auf dem Stand Ende 2021. Fragen zum Thema Ukraine-Konflikt bezieht die künstliche Intelligenz daher auf die Annektierung der Krim 2014. Dennoch klingen die Antworten auch aus heutiger Sicht sehr aktuell. So erklärt sie, dass eine Verschlechterung der Beziehungen zu anderen Ländern insbesondere in Europa zu erwarten sei. Negative Auswirkungen auf die russische Wirtschaft wären die Folge. Und sie erkennt, dass ein solches Vorgehen gegen das Völkerrecht verstoße. Der Abschlusssatz klingt dann wieder wie eine Art Absicherung, wenn betont wird, dass eine endgültige Bewertung erst erfolgen könne, wenn alle Fakten vorlägen.


Ist das maschinelles Lernen oder bereits logisches Denken?

So faszinierend es ist, mit der KI zu »sprechen«, das Denken nimmt sie uns nicht ab. Kritisches Nachfragen ist dringend zu empfehlen. Folgenden Dialog haben wir geführt:


Ich: »Was ist schwerer: Ein Kilo Watte oder ein Kilo Steine?«


Chat GPT: »Ein Kilo Steine ist schwerer als ein Kilo Watte.«


Immerhin hat die Intelligenz es dann doch kapiert. Auf mein Nachhaken: »Nein, das stimmt nicht. Ein Kilo = ein Kilo.« kam die Antwort: »Ein Kilo Watte und ein Kilo Steine wiegen beide ein Kilo.«


Geht doch. Aber Mitdenken müssen wir schon noch. Klar, das Ganze wird sich weiterentwickeln. Das ist die Grundlage jeder KI. Verbesserte Prozessoren und weitere Datenmengen führen zu Milliarden weiterer Parameter. Neue Verknüpfungen und das Anpassen unterschiedlichster Stellschrauben werden das System vielleicht einmal perfektionieren.


Funktioniert in englischer Sprache, aber auch auf Deutsch: die Kommunikation mit ChatGPT


Noch ist die menschliche Intelligenz der künstlichen überlegen. Sie mag schneller rechnen oder recherchieren können. Doch die KI hat kein Bewusstsein. Kausale Zusammenhänge versteht sie (noch?) nicht. Auch sollten wir Eloquenz nicht mit Intelligenz gleichsetzen. Vor einiger Zeit habe ich im Newsletter über den Dunning-Kruger-Effekt geschrieben. Kurz heruntergebrochen beschreibt dieses Phänomen, dass Menschen, die am wenigsten von einer Situation verstehen, ihre Meinung mit der größten Überzeugung kundtun. Diesen Eindruck habe ich mitunter auch bei den mit großer Gewissheit geäußerten Behauptungen der KI gewonnen.


Auf komplexe offene Fragen gibt Chat GPT abwägende Antworten. In etwa so, wie wir sie von Politikern in einer Talkrunde hören (ohne den Politikern zu nahe treten zu wollen). Es liest sich ein bisschen so, als wolle die KI sich nach allen Seiten absichern, keine eindeutige Meinung vertreten. Bei der Kilo-Frage war sie sich jedoch sicher. Ich habe nochmals versucht, die sie aufs Glatteis zu führen. Hier ein weiterer Dialog:


Ich: »Zum Streichen der Wände eines Raums mit 4 qm benötigt ein Maler 3 Stunden. Wie lange benötigt der Maler für einen Raum mit 16 qm?«

Chat GPT: »Der Maler benötigt 12 Stunden, um einen Raum mit 16 qm zu streichen.«


Ich: »Nein, das stimmt nicht. Der Maler benötigt 6 Stunden.«


Chat GPT: »Da er 4 qm in 3 Stunden gestrichen hat, benötigt er für 16 qm 6 Stunden.«


Ich: »Was ist nun richtig: 12 Stunden oder 6 Stunden?«


Chat GPT: »6 Stunden.«


Ich wünschte, ich könnte bei jeder Diskussion so leicht überzeugen. Vielleicht war das aber auch ein weiterer kleiner Baustein und das Programm hat wieder etwas dazugelernt.


OpenAI hat verkündet, dass sich bereits Ende Januar 100 Millionen Nutzer angemeldet haben.


Dieser Run auf ein System stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Kein Social-Media-Produkt, nicht die Einführung des Internets konnte in so kurzer Zeit eine solche Wachstumsrate aufzeigen.


Atemberaubend: ChatGPT ist es gelungen, in nur 5 Tagen 1 Mio. Nutzer zu generieren. Twitter hat dafür 2 Jahre benötigt.

Bildquelle: https://de.statista.com/infografik/29195/zeitraum-den-online-dienste-gebraucht-haben-um-eine-million-nutzer-zu-erreichen/



Und ja, es erstaunt, wie Chat GPT kommuniziert. Geben Sie der KI drei, vier Stichwörter, aus denen eine Geschichte gebastelt werden soll, und lassen Sie sich überraschen. Dabei kann man schnell den Eindruck gewinnen, man unterhalte sich mit einer schöpferischen Kraft. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Die künstliche Intelligenz ist nur gut trainiert. Es weiß aus Erfahrungswerten, welche Wörter oft im Zusammenhang stehen. Fußball und spielen passt. Ein Bewusstsein für den dahinterliegenden Sinn kann sie nicht bilden. Sie kann lediglich sinnvoll hochrechnen. Dabei beherrscht sie Orthografie und Zeichensetzung erstaunlich fehlerfrei. Die Bedeutung, ja die ganze Umwelt, in der wir uns bewegen, und die Art und Weise, wie wir Wörter empfinden, welche Emotionen für uns mit dem Wort Fußball verbunden sein können, sind dem Computer total egal.


Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.

Das hat Albert Einstein erkannt. Spaß habe ich beim Plausch mit Chat GPT. Neben den Spielereien, wo könnte man sich den Einsatz des Systems vorstellen? Dem Programm müsste es schneller gelingen, chemische oder physikalische Versuchsreihen durchzurechnen, die Ergebnisse zu analysieren und den Versuchsaufbau zu verfeinern, als dies im Labor der Fall wäre. Wenn wir diese Idee weiterspännen, wenn die KI einmal so weit wäre, dass sie selbst etwas entwickeln könnte, müsste man sich dann nicht fragen, ob sie der menschlichen Kreativität nahe kommt? Gedichte und Bilder werden bereits vom Computer erstellt. Was ist dann die natürliche Schöpfungskraft noch wert?


Es gibt Schulen, die die Nutzung von Chat GPT verbieten. Neben der Tatsache, dass es mitunter nicht einfach sein wird, herauszufiltern, wer das System außerhalb des Schulgeländes genutzt hat, stellt sich die Frage, wie sinnvoll solch ein Verbot sein kann. Augenscheinlich wird diese Technik nicht wieder verschwinden. Google arbeitet mit Bard an etwas ähnlichem, weitere Anbieter werden folgen. Sinnvoller wäre zu überlegen, wie KI beim Lernen genutzt werden kann. Ein System, das auf die Schnelle Quellen zusammentragen kann, die Essenz auch noch zusammenfasst, könnte eine Bereicherung sein. Dafür kann man aktuell noch Tage investieren. Wie gesagt, den Quellen ist aktuell nicht immer zu trauen. Verknüpfungen herzustellen und Schlussfolgerungen zu ziehen, wird uns dadurch ohnehin nicht abgenommen. Es bleibt spannend. Bei aller Begeisterung gilt aber weiterhin: Selbst Denken hilft!




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