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  • AutorenbildDaniel Stöckel

Das Metaverse wird das Internet ablösen

Interview mit dem VR-Pionier Adrian Milz


Die Urahnen der Virtual Reality lassen sich bis ins Jahr 1788 zurückverfolgen. Damals

stellte der irische Maler Robert Barker erstmals ein 360-Grad-Rundbild in Edinburgh aus, ein Panoramatheater in Form einer 100 Meter langen und 15 Meter hohen Leinwand.


Die Anfänge der modernen Virtual Reality liegen jedoch gar nicht so weit zurück. Im Frühjahr 2016 wurden der Weltöffentlichkeit innerhalb einer Woche die beiden PC-VR-Brillen HTC Vive und Oculus Rift vorgestellt.


Die Entwicklung mitgemacht und begleitet hat unser Kollege Adrian Milz. Wie es dazu kam und wie er den Markt und seine Entwicklung sieht, darüber sprach er mit unserem Geschäftsführer Daniel Stöckel vor wenigen Tagen.


Daniel Stöckel (DS): Adrian, wir kennen uns schon recht lange und ich freue mich sehr darüber, Dich seit Anfang des Jahres bei uns im Team zu haben, um die Entwicklung in unserem noch recht jungen Geschäftsbereich Virtual Reality und Augmented Reality voranzutreiben. Verrätst Du unseren Kunden, woher Deine Begeisterung für virtuelle Welten kommt?


Adrian Milz (AM): IT-begeistert und verspielt war ich schon immer. Ich bin im Osten zwischen Hamburg und Berlin aufgewachsen, habe aber schon als kleiner Junge die Besuche bei meiner Verwandtschaft in Wiesbaden herbeigesehnt. Der Grund meiner Sehnsucht war eine eigene kleine Spielhalle, die sich mein Ur-Opa mit zahlreichen Spielautomaten auf seinem Dachboden eingerichtet hatte.


DS: Da war es dann um Dich geschehen?


AM: Ja, danach war klar, aus mir wird kein Feuerwehrmann und auch kein Astronaut. In der Grundschule wurde ich von einem älteren Mitschüler angesprochen, was ich mal werden wolle. Meine Antwort: Spielhallenbetreiber (lacht).


DS: Und diesen Traum hast Du Dir dann auch erfüllt. Bevor wir dazu kommen, interessiert es mich aber, wie Deine weitere Kindheit und Jugend verlief.


Von der kindlichen Begeisterung für Arcade-Spielautomaten zur eigenen VR-Spielewelt mit 1.500 qm MiETfläche, 40 Spielplätzen und 15 Mitarbeitern

Immer auf dem Sprung zum nächsten Projekt: Unser Kollege Adrian Milz. Bild: ©Adrian Milz


AM: Als ich 10 Jahre alt war, haben meine Eltern einen PC gekauft, einen 286er. Mein Interesse an diesem neuartigen Gerät war unermesslich, das Interesse meiner Eltern sehr begrenzt. Daher habe ich bereits damals alles allein gemacht: Spiele und Druckertreiber installiert, erste Erfahrungen mit kleinen 3D-Animationsprogrammen gesammelt …


DS: … um dann im Teenageralter in die Zocker-Szene einzusteigen?


AM: Richtig! Ich hatte meinen eigenen Clan, eine Gruppe von begeisterten Spielern. Mit meinen Freunden habe ich viele Stunden auf LAN-Partys verbracht. Für die jüngeren unter den Lesern: LAN-Partys waren Veranstaltungen, auf der die Spieler ihre privaten Computer über ein lokales Netzwerk verbunden haben, um mit- und gegeneinander zu spielen.


Die hydraulischen Sitze unterstützen das Gefühl, sich tatsächlich mitten in einem Formel 1-Rennen zu befinden. Bild: ©Adrian Milz


DS: Klingt nach viel Spaß. Wann wurde ein Beruf daraus?


AM: Im Alter von 18 Jahren habe ich meine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann abgeschlossen und bin direkt im Anschluss daran nach Frankfurt gezogen, um als Apple-Techniker zu arbeiten. Das war im Jahr 2005.


DS: 10 Jahre später, 2015, war dann ein Wendepunkt für Dich?


AM: Rückblickend, ja. Aus meiner Begeisterung für Auto-Simulationsrennen heraus hatte ich, gemeinsam mit einem Freund, die Idee, Autosimulatoren für Autohäuser zu bauen. Die Idee war super, unser Vertrieb nicht so sehr (lacht). Uns fehlten die Kontakte. Glück im Unglück: Anfang 2016 kam die erste VR-Brille heraus. Ich war sofort Feuer und Flamme für diese Technologie.


DS: Und voller neuer Ideen?


AM: Ja. Das Englische Theater in Frankfurt hatte im Sommer eine 6-wöchige Spielpause. Wir sprangen ins kalte Wasser, mieteten die Räumlichkeiten, bauten unsere Technik auf und führten Firmenveranstaltungen durch. Unser Konzept war so erfolgreich, dass wir anschließend eine ehemalige Kellerbar in Sachsenhausen zu einer Spielhalle umfunktionierten. Aus Platzmangel ging es von dort aus recht schnell in ein ehemaliges Mercedes Benz Autohaus. 700 qm Fläche, 10 VR-Spielplätze, erstmals Mitarbeiter …


DS: … und lass mich raten: Auch da war es Euch nach kurzer Zeit zu beengt?


AM: Ja. Wir konnten die Nachfrage nicht bedienen. Mitte 2019 eröffneten wir daher eine Location im Herzen Frankfurts, in unmittelbarer Nähe der Zeil, der Haupteinkaufsstraße. 1.500 qm, 40 VR-Spielplätze, 15 Mitarbeiter, eine eigene Bar, Firmenevents, immer ausgebucht. Und dann kam Corona.


Mit Corona änderte sich der Anwendungs-Fokus weg vom Freizeitvergnügen hin zu Business-Anwendungen.

DS: Bittere Ironie des Schicksals. Euer Geschäft, das in virtuelle Welten entführte, musste in der realen Welt geschlossen werden. Und ihr musstet erneut umplanen.       


AM: In der Tat, es war bitter. Aber nicht nur für uns, sondern auch für viele andere Organisationen. Das wiederum eröffnete uns Chancen, schließlich kannten wir uns mit 3D und virtuellen Welten aus. Messen wünschten sich für ihre Kunden plötzlich virtuelle Messestände, Unternehmen eine virtuelle Abbildung ihrer geschlossenen Ladengeschäfte und Kliniken eine virtuelle Schulungsumgebung für die Ausbildung ihrer Fachkräfte.


DS: Das Metaverse war in aller Munde …


AM: … und wurde 2023, mit Bewältigung der Corona-Krise, bereits wieder abgelöst von dem Thema Künstliche Intelligenz, ChatGPT und Co. Was Unternehmen aus diesen Jahren jedoch mitgenommen haben, ist ein grundsätzliches Verständnis für die hohen Mehrwerte, die VR- und AR-Lösungen, insbesondere im Bereich der Aus- und Weiterbildung, bieten können.


DS: Wo stehen wir aktuell in der Entwicklung von VR und AR?


AM: Wir sind den Kinderschuhen entwachsen. Die Werkzeuge sind vorhanden, nun geht es darum, sie auch einzusetzen. Die Big Player Apple, Meta und google treiben die Entwicklung voran. Apple bringt mit Vision Pro nicht nur eine Brille, sondern aus meiner Sicht einen Special-Computerauf den Markt, steuerbar mit Sprache, den Augen und den Händen. Die Brille ist ein Geschenk an uns Entwickler und auch ein Blick in die Zukunft. Sie ermöglicht es uns, Lösungen zu entwickeln, die zuvor nicht denkbar waren. Meta hingegen quersubventioniert die sehr günstige und hochentwickelte Brille Quest 3, um möglichst vielen Personen einen Zugang zu dieser Technologie zu ermöglichen. Und google hat mit google Maps bereits vor Jahren die reale Welt vermessen. Sie möchten nun diese reale Welt mit der digitalen Welt verbinden.


Virtual Reality erweitert die Möglichkeiten, Trainings realitätsbezogen durchzuführen.

DS: An welchen Projekten arbeitest Du derzeit?


AM: Wir entwickeln für die Flugindustrie ein Flugvorfeld-Training. Dieses Training adressiert im Zusammenspiel sowohl Fluglotsen, aber auch das Bodenpersonal auf dem Vorfeld, die sogenannten »Loader«, den »Ramp Agent« und die Shuttle-Fahrer. Was passiert, wenn Kleinteile auf der Flugbahn liegen, es eine Störung bei der Gepäckförderanlage gibt oder die Kommunikation gestört ist? Es ist undenkbar, für solch ein Training eine ganze Landebahn mitsamt dem Vorfeld zu sperren.


Der virtuelle Zwilling ist der Einstieg in die virtuelle Welt.

DS: Ein weiteres Projekt, an dem Du arbeitest, behebt Fehlplanungen, bevor sie in der Praxis auftreten. Kannst Du uns dazu mehr erzählen?


AM: Es geht bei dem Projekt um den Neubau eines Chemiereaktors, der natürlich – damit sich an dieser Stelle keiner größere Sorgen macht –nicht von uns in 3D geplant wird (lacht). Wir erhalten aber das 3D-Modell. Dieses Modell machen wir begehbar, um die Wartung des Chemiereaktors zu trainieren und auch Ingenieursfehler im Vorfeld des tatsächlichen Baus erkennbar zu machen, zum Beispiel so triviale Dinge wie »hängen Rohre zu tief?« oder »sind wartungsrelevante Teile unzugänglich geplant?«.


DS: Der Türöffner in die virtuelle Welt ist mit dem 3D-Modell in diesem Fall bereits vorhanden …


AM: … und darum wird es für uns in 2024 gehen. Der virtuelle Zwilling ist der Einstieg in die virtuelle Welt. Ist er vorhanden, ist es recht einfach, mit ihm ein virtuelles Training zu erzeugen. Wir erleichtern den Kunden den Einstieg in die virtuelle Welt.


Der virtuelle Raum ist unbegrenzt. Ausreichende Bewegungsfreiheit in der realen Welt ist daher wichtig. Bild: ©Adrian Milz


DS: Vielen Dank Adrian. Letzte Frage: Wenn es von allem realen auch einen virtuellen Zwilling gibt, wird das Metaverse dann das Internet, wie wir es aktuell kennen, ablösen?


AM: Wir Menschen sind von jeher visuell und haptisch geprägt. Daher kann es auch auf Deine letzte Frage nur eine Antwort geben, ein ganz klares: Ja (lacht).








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