top of page
Lösungen
Branchen
Insights
Warum arago?

MENÜ

Oxytocin im digitalen Lernraum: Bindungshormon zwischen Bildschirm und Präsenz

  • Autorenbild: Daniel Stöckel
    Daniel Stöckel
  • 25. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Unser Gefühl und unser klarer Menschenverstand sagen uns, dass die persönliche Begegnung zwischen Menschen zu einer engeren Bindung führt als ein rein digitaler Austausch.


Doch woran liegt das? Was bedeutet dies für die Durchführung von Live-Online-Seminarveranstaltungen? Und welche Rolle spielt dabei das Bindungshormon Oxytocin?


Was ist Oxytocin?


Oxytocin ist ein Hormon und Neurotransmitter, das vor allem durch zwischenmenschlichen Kontakt, körperliche Nähe, aber auch durch positive soziale Interaktionen freigesetzt wird. Es verstärkt das Gefühl von Zugehörigkeit, baut Vertrauen auf und reduziert Angst sowie Stress, weshalb es auch häufig als »Kuschelhormon« oder »Bindungshormon« bezeichnet wird.


ree

Falls es Ihren Seminarteilnehmern fehlt, danach müssen Sie suchen, so sieht es aus (zumindest seine Strukturformel). Über ein Nasenspray kann es (zumindest theoretisch) besonders unempathischen Zeitgenossen auch zugeführt werden.

Bild: Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://t1p.de/Calvero



Wie entsteht Oxytocin in einem Präsenzseminar?


In klassischen Präsenzseminaren entsteht Oxytocin typischerweise durch:


  • Direktes Miteinander

  • Körpersprache, Augenkontakt, Händeschütteln oder Umarmungen

  • Unmittelbaren nonverbalen Austausch und spontane emotionale Reaktionen


Das Gefühl echter Zuwendung, also das Gefühl, vom Gegenüber wirklich gesehen und akzeptiert zu werden, erhöht nachweislich die Oxytocin-Ausschüttung – und damit das Erleben von Verbundenheit und Vertrauen.



ree

Die aus unserer Sicht immer noch beste Form des Lernens zeigt das Fresko des Malers Raffael, das dieser von 1510 bis 1511 in der Stanza della Segnatura des Vatikans für Papst Julius II. anfertigte: Die Schule von Athen, ein wahrer Springbrunnen der Oxytocin-Ausschüttung. Damals ging es noch kuschelig zu, von Angesicht zu Angesicht, im direkten Austausch.

Bild: Sanzio 01.jpg, Gemeinfrei, https://t1p.de/Raffael



Lernen die Teilnehmer in einem Online-Seminar schlechter als in einem Präsenzseminar?


Darauf gibt es eine klare Antwort: Jein!


Drei Aspekte sind hierbei zu berücksichtigen.


1. Oxytocin hat grundsätzlich eine Relevanz für den Lernerfolg.


Bei Videokonferenzen ist die neuronale Aktivität deutlich reduziert im Vergleich zu persönlichen Begegnungen. Studien belegen, dass die Verarbeitung von Gesichtern über Bildschirme weniger intensiv erfolgt und die für soziale Bindungen verantwortlichen Gehirnregionen schwächer aktiviert werden. Oxytocin wird zwar ausgeschüttet, erreicht aber nicht die Intensität von Präsenzveranstaltungen.


2. Die gute Nachricht ist: Empathie ist kein monolithisches Phänomen.


Unser Gehirn hat mehrere unabhängige Wege entwickelt, um Empathie zu erzeugen: Spiegelneuronen, Dopamin, Serotonin und die sogenannte kognitive Empathie. Oxytocin ist eher ein »Verstärker« als ein »Ein-Aus-Schalter« für Empathie. Auch die Erfahrung zeigt: In Live-Online-Seminaren mutieren wir glücklicherweise nicht zu gefühllosen Zombies (zumindest nicht alle).


3. Und die guten Nachrichten reißen nicht ab: Auch im digitalen Raum kann eine Oxytocin-Ausschüttung gefördert werden.


Das geht aber nicht ohne Aufwand und entsprechende Vorüberlegungen. Unterstützen Sie die Oxytocin-Ausschüttung mit Live-Interaktionen statt Aufzeichnungen. Schaffen Sie intimere Gesprächssituationen in Breakout-Räumen, um persönliche Verbindungen zu fördern. Sorgen Sie für eine optimale Audio-Video-Qualität, um die Gesichtserkennung und die emotionale Verbindung zu stärken. Lassen Sie gezielten Raum für persönliche Geschichten, um das Empathie-Zentrum im Gehirn zu aktivieren und üben Sie gemeinsam, synchron, um Gefühle der Verbundenheit zu erzeugen.


Präsenz oder Online? Was mache ich denn nun?


Wenn es sich um das Lernen von reinem Faktenwissen handelt (z.B. Vokabeln), ist der Effekt von Oxytocin laut aktueller Forschung uneindeutig oder gering – hier spielen andere Faktoren (wie Aufmerksamkeit und Wiederholung) eine wichtigere Rolle.


Hingegen werden sozial-emotionales Lernen, Empathie, Kooperationsfähigkeit, Vertrauensaufbau und Soft Skills über Oxytocin und dessen Wirkung im limbischen System messbar unterstützt. Die positiven Effekte auf die Gedächtnisleistung treten also besonders bei Lerninhalten auf, die soziale Interaktionen, emotionale Bindung oder Empathie erfordern.


In diesem Bereich empfiehlt sich ein Präsenztraining oder, falls dieses nicht möglich ist, der Einsatz der oben beschriebenen Werkzeuge, um die Oxytocin-Ausschüttung zu begünstigen.


Ob Online oder in Präsenz: Lassen Sie die Oxytocin-Quellen sprudeln!


Die compleneo Consulting GmbH, ein Unternehmen, das sich auf die Themen Resilienz und Agilität von Organisation spezialisiert hat, plädiert zum »unsachlich werden« in Online-Meetings.


Wie sie das unter anderem mit der Übung »Mein Weg zur Arbeit« anstellen, erfahren Sie unter https://www.compleneo-consulting.de/development/online-meeting-immer-schoen-sachlich-bleiben.


Kommentare


bottom of page