Werden wir nicht alle einmal aus der Bahn geworfen und wollen den Spieß umdrehen? Situationen, in denen das zutrifft, können wir uns bestimmt alle vorstellen. Aber was bedeuten diese Ausdrücke und Redewendungen?
Denken Sie nur daran, aus der Bahn geworfen zu werden. Möglicherweise stellen Sie sich jetzt eine Bahnfahrt vor, bei der das kontrollierende Personal Sie auffordert – warum auch immer – den Zug zu verlassen. Oder verstehen Sie darunter, von einem schweren Schicksalsschlag getroffen zu werden? In diesem Falle sind Sie näher dran, denn diese Interpretation entspricht am ehesten dem wortwörtlichen und mittelalterlichen Sinn.
So waren im Mittelalter die ritterlichen Zweikämpfe, die Tjoste, eine beliebte Form der Unterhaltung. Dabei war es Ziel, den Gegner zu treffen und vom Pferd zu stoßen. Während des Kampfes durfte der Wettbewerbsbereich nicht verlassen werden und die Ritter mussten zwischen den Turnierschranken in der Bahn bleiben. Heute verstehen wir darunter, dass jemand, der aus der Bahn geworfen wurde, einen harten Schicksalsschlag erleiden musste.
Die Spieße der heutigen Zeit dienen ebenfalls der Unterhaltung – man denke nur an all die Grill-Spieße, die jetzt im EM-Sommer zubereitet werden. Die Redewendung »den Spieß umdrehen« basiert hingegen auf dem mittelalterlichen Einsatz als Kriegswaffe. Heere wurden zunehmend mit Piken ausgestattet, langen Spießen, die als Stichwaffen verwendet wurden, um sich auch gegen die Kavallerie verteidigen zu können. Jedoch konnte es im Gemenge der Schlacht passieren, dass die Fußsoldaten den gegnerischen Spieß entrissen, ihn umdrehten und ihn gegen den Feind einsetzten. Der Spieß wurde also umgedreht, und es wurde vom Angriff in die Abwehr übergegangen.
Diesen Bedeutungswandel vom Kriegs- zum Unterhaltungswerkzeug können wir absolut zustimmen. Und wenn es darum geht, dieses Werkzeug als Sinnbild für das Übernehmen von Initiative zu verwenden, dann können wir nur empfehlen: Diese Lektüre zusammenfalten und draußen im Sommergarten weiterlesen!
Comments