Bereits im Rahmen der diesjährigen Learntec wurden wir auf ein Unternehmen aufmerksam, das wir seitdem nicht mehr aus dem Blick verloren haben. Frithjof Meinke, Jasper Ollmann und Maurice Dietrich haben das Unternehmen Immerzed gegründet. Ansässig in Hamburg, setzen sie mit ihrer innovativen Virtual Reality (VR) Trainingssimulation »VRescue« neue Maßstäbe in der Ausbildung von Notfallmedizinern. Die Art, wie sie die Technologie einsetzen, verspricht, die praktische Ausbildung in der Notfallmedizin grundlegend zu verändern und zu verbessern.
Allein in Deutschland werden rund 6 Millionen Personen regelmäßig im Bereich der Notfallmedizin geschult.
Simulationsbasierte Trainingsszenarios in der Notfallmedizin einzusetzen war bisher nicht nur teuer, sondern auch sehr aufwändig. Ich bin alt genug, um noch den Begriff der »Einberufung« zu kennen. Für mich ging es 10 Monate ins Gebirgssanitätsregiment nach Kempten. Einen nicht unerheblichen Teil meiner Grundausbildung verbrachte ich damit, in den Herbstmonaten bei schönstem Graupelschauer mit aufgemalten Brandwunden schreiend zwischen LKWs zu liegen, um mich ärztlich notversorgen zu lassen. Was ich damals gebraucht hätte, war ein heißer Tee und eine Decke, was ich bekommen habe, waren Mullbinden und eine (in)stabile Seitenlage.
Die Vorteile von VR-Lösungen im medizinischen Umfeld liegen für mich daher klar auf der Hand. Sie ermöglichen ein zeitlich und räumlich ungebundenes, realistisches Training bei angenehmen Temperaturen. Ein Wechsel der Trainingsszenarien und Umgebungen ist mühelos möglich, virtuelles Verbrauchsmaterial kostet kein Geld und ein detailliertes Feedback-System stellt den Lernerfolg auch ohne anschreien sicher.
Trotzdem gibt es große Unterschiede zwischen den am Markt existierenden Lösungen.
Zu Beginn sahen wir im VR-Bereich viele Stand-alone-Lösungen, die Spezialfälle abgedeckt haben. Nachhaltiger sind aber Plattformen, die ganze Schulungsbereiche abdecken können.
Immerzed unterscheidet sich von seinen Wettbewerbern durch seinen ganzheitlichen Ansatz. Die Lösung VRescue von Immerzed besteht aus drei Komponenten:
[1] Simulation
[2] Webanwendung
[3] Cloud
Durch die Bereitstellung dieser drei Komponenten versetzt Immerzed seine Kunden in die Lage, seine Szenarien selbst erstellen zu können.
Ein bereits verfügbares Standardszenario zeigt einen Rettungswagen mit einem darin befindlichen Patienten. Die Simulation zeichnet sich durch eine High-End-Grafik und durch ein fortschrittliches Hand-Tracking aus. Die Interaktion mit dem Patienten erfolgt absolut realitätsbezogen. Der Puls wird direkt am Patienten erfühlt und auch angezeigt, werden die Pupillen des Patienten angeleuchtet, verkleinern sie sich.
Der Clou: Über die Webanwendung haben Ausbilderinnen und Ausbilder die Möglichkeit, eigene Fallbeispiele anzulegen.
Hierzu werden 4 Bereiche abgefragt:
[1] Szene: In welcher Umgebung soll sich der Notfall abspielen?
[2] Patient: Welche Verletzung liegt vor, wie alt ist der Patient, wie hoch ist sein Puls etc.?
[3] Checkliste: Welche Aufgaben sind in welcher Reihenfolge zu bewältigen, z.B. Atemwege kontrollieren, Sauerstoffmaske aufsetzen, Rekapillarisierungszeit messen?
[4] Allgemeines: Welche Informationen erhält der Lernende im Vorfeld des Einsatzes mitgeteilt (Code im Melder, Einsatzstichwort, Situationsbeschreibung)?

Der Grund, weshalb ich die Lösung Immerzed meinen Laienschauspielkünsten vorziehe, liegt in der Webanwendung begründet. Hier kann ganz ungeschminkt festgelegt werden, an welcher Extremität die Blutung auftritt, wie sich der Stresslevel, der Puls und die Atemfrequenz des Patienten verhält.

Dank der Hand-Tracking-Technologie hat der Anwender seine Hände frei. Er führt alle Tätigkeiten, wie in der Realität, mit seinen eigenen Händen aus, d.h. er benötigt keine Controller hierfür.

Die Auswertung der Übung erfolgt anhand einer Checkliste. Der Anwender erhält ein direktes Feedback, ob er bestanden hat oder nicht.
Die Anwendung wird in Form eines Software as a Service-Modells angeboten. Die Verwaltung und Bereitstellung der Trainings an die Anwender erfolgen über die Cloud. Sie laden sich die Anwendung direkt auf ihre VR-Brille.
Neben klassischen Kunden wie den Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz sind die Gründer auch an einer Zusammenarbeit mit Organisationen und Institutionen aus dem medizinischen Umfeld interessiert, die sehr klare, spezifische Anforderungen haben und gemeinsam mit Immerzed die bereits bestehenden Trainingsszenarien erweitern.
INFO Falls Sie Interesse an einer Demo oder an weiterführenden Informationen haben, stelle ich gerne einen Kontakt für Sie her: stoeckel@arago-consulting.de |
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